Alle fünf Jahre veröffentlichen der European Resuscitation Council (ERC) sowie die American Heart Association (AHA) in enger Zusammenarbeit mit dem International Liaison Committee on Resuscitation (ILCOR) die entsprechenden Reanimationsleitlinien für die nächsten fünf Jahre.
In einer Zeit, in der täglich neue Studien rund um das Thema Reanimation veröffentlicht werden, sind fünf Jahre eine sehr große Zeitspanne. Darum veröffentlicht die American Heart Association dazwischen immer wieder Updates, die die neusten Ergebnisse berücksichtigen. Ihr erinnert euch an das PARAMEDIC2 oder AIRWAYS-2 Trial? Diese wurden in dem Update erstmals berücksichtig und gestern am 14. November 2019 in Circulation veröffentlicht. Das Update könnt ihr hier im Original einsehen.
Wir nehmen das als Anlass euch kurz und prägnant die wichtigsten Aussagen des ACLS Updates auf Deutsch vorzustellen. In den Klammern findet ihr jeweils die Empfehlungsstärke sowie das Level an Evidenz, das hinter der Empfehlung steht. Mehr dazu findet ihr hier.
Erweitertes Atemwegsmanagement
- Sowohl Beutel-Masken-Beatmung als auch die Beatmung mittels eines erweiterten Atemweges kann im Rahmen der Reanimation, egal in welchem Setting genutzt werden (Class 2b; Level of Evidence B-R).
- Ein supraglottischer Atemweg (SGA), wie z.B. Larynxmaske/tubus, kann in Rettungsdienstbereichen, die eine niedrige Erfolgsrate für die Endotrachealintubation (ETI) oder wenig Trainingsmöglichkeiten haben, benutzt werden (Class 2a; Level of Evidence B-R).
- In Rettungsdienstbereichen mit einer hohen Erfolgs- und Trainingsrate für die Endotrachealintubation, kann die ETI oder ein SGA im Rahmen der Reanimation benutzt werden. (Class 2a; Level of Evidence B-R).
- In der innerklinischen Reanimation kann sowohl die ETI als auch ein SGA durch erfahrene und trainierte Anwender eingesetzt werden. (Class 2a; Level of Evidence B-R).
- Personen, die die ETI im Rahmen der Reanimation verwenden, sollten erfahren in der ETI sein und diese trainieren. (Class 1; Level of Evidence B-NR).
- Rettungsdienste sollten ein Programm einführen um kontinuierliche Verbesserung sowie Reduzierung von Komplikationen während des Atemwegsmanagements (SGA und ETI) anzustreben. (Class 1; Level of Evidence C-EO).
Vasopressoren im Rahmen der Reanimation
- Es wird empfohlen Adrenalin im Rahmen der Reanimation zu verabreichen. (Class 1; Level of Evidence B-R).
- Auf Basis von Protokollen, die in klinischen Studien verwendet wurden, ist es angemessen 1 mg Adrenalin alle 3 bis 5 Minuten im Rahmen der Reanimation zu verabreichen. (Class 2a; Level of Evidence C-LD).
- Höhere Adrenalin-Dosen werden nicht routinemäßig für die Verwendung während der Reanimation empfohlen. (Class 3: Kein Vorteil; Level of Evidence B-R).
- Vasopressin kann in der Reanimation erwogen werden, hat allerdings keinen Vorteil als Ersatz gegenüber dem Adrenalin. (Class 2b; Level of Evidence C-LD)
- Es kann erwogen werden Vasopressin mit Adrenalin in der Reanimation zu kombinieren, derzeit wurde dadurch jedoch kein Vorteil für den Patienten nachgewiesen. (Class 2b; Level of Evidence C-LD).
- Bei einem nicht-schockbaren Rhythmus, ist es angebracht das Adrenalin so schnell wie möglich zu verabreichen. (Class 2a; Level of Evidence C-LD).
- Für schockbare Rhythmen, sollte der Fokus auf high-quality CPR und Defibrillation gelegt werden. Wenn initiale Defibrillationen nicht erfolgreich waren, soll Adrenalin gegeben werden. (Class 2b; Level of Evidence C-LD)
ECPR (Extracorporeal Cardiopulmonary Resuscitation)
- Es gibt derzeit nicht genügend Evidenz, um die routinemäßige Anwendung von ECPR bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Stillstand zu empfehlen.
- ECPR kann für ausgewählte Patienten als “Rettungstherapie” in Betracht gezogen werden, wenn herkömmliche HLW-Maßnahmen fehlschlagen. (Class 2b; Level of Evidence C-LD).
Zusätzlich zu den ACLS Updates wurden auch Updates zu anderen Bereichen veröffentlicht u.a. Erste Hilfe, wo etwas sehr Interessantes zur die Präsynkope empfohlen wird. Links zu den Originalpublikationen findet ihr hier.
Wie immer gilt: Der Einzelfall entscheidet. Der Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit und die genannten Empfehlungen sind ohne Gewähr. Die Verantwortung liegt bei den Behandelnden. Der Text stellt die Position des Autors dar und nicht unbedingt die etablierte Meinung und/oder Meinung von dasFOAM.