Grüzi sagt das #DFTT zum dritten Mal aus Zermatt, nach unserer Teilnahme an The Big Sick 2018 und 2019 waren wir dieses Jahr mit einem fünfköpfigen Team vor Ort und möchten Euch eine kurze und prägnante Zusammenfassung bieten. Dabei waren @ahueb, @thejuwo, @CRM_saves_lives @GERpocus und @luca_uenlue. Die Zusammenfassung über den ersten Tag findet ihr hier. Die Zusammenfassung zum zweiten Tag hier.
„The Big Sick“ ist eine kleine familiäre Konferenz mit dem Fokus auf die ersten Stunden der präklinischen und klinischen Versorgung von Schwerstkranken und Schwerstverletzten Patient*innen. Über die drei Tage der Konferenz werden verschiedenste Thematiken behandelt, die die Versorgung von “big sick” Patient*innen betrifft, egal ob Atemwegsmanagment oder Team Work.
Wer sich einen genaueren Überblick verschaffen will, findet bei unseren skandinavischen Kolleg*innen von scanFOAM die Videos von den Vorträgen.
Der dritte und letzte Tag widmete sich den Extremen und endete wie bereits in den Jahren zuvor mit Workshops auf dem Gelände von Air Zermatt .
Tag 3 - der Vormittag
Prof. Tim Harris startete mit einem nicht ganz so extremen Thema der Echokardiografie in der Notaufnahme.
Der letzte Tag von #BigSick20 und der Nutzen von echo und LV-Funktion im Schockraum. Tim Harris aus London pic.twitter.com/bUrslkHihu
— dasFOAM (@_dasFOAM) February 7, 2020
Tim startete mit ein paar Tipps zur schnellen Beurteilung der linksventrikulären Funktion (left ventricular ejection fraction (LVEF)). Die “End Point Septal Separation (EPSS)” wird gemessen, unter 5 mm sollte eine normale EF vorliegen, mehr als 7 mm bei einer EF unter 50%, ab über 18 mm kann man von einer EF unter 30% ausgehen. Ein passendes Paper findet ihr dazu hier.
Einfache Methode zur Abschätzung der LV Funktion ist die Distanz von Mitralklappe und septum in der Diastole. pic.twitter.com/uzVjuAKPvg
— dasFOAM (@_dasFOAM) February 7, 2020
Wie ihr wahrscheinlich wisst, lieben wir die Sonografie in der akutmedizinischen Diagnostik. Tim weist hier auch noch mal drauf hin, dass Wandbewegungsstörungen meist vor EKG Veränderungen sonographisch erkannt werden können.
Abschätzung regionaler Wandbewegungsstörungen hilfreich, oft vor Veränderungen im EKG zu sehen. #Echofirst #pocus #Bigsick20 # TBS20 (FL) pic.twitter.com/mtvcL6rO7s
— dasFOAM (@_dasFOAM) February 7, 2020
Andrew Merelman, Paramedic und Medizinstudent, berichtete über KOBI - Ketamine-only-breathing-intubation. Eine traditionelle RSI bietet uns den Vorteil der optimalen Sicht auf die Stimmritze und eines geringeren Aspirationsrisikos. Auf der anderen Seite verabreichen wir akutkranken Menschen Medikamente, die sie apnoeisch und hämodynamisch noch instabiler machen können, als sie es so schon sind. Alternativ gäbe es noch die Wachintubation, diese benötigt jedoch zusätzliches Equipment, welches insbesondere präklinisch regelhaft nicht verfügbar ist. KOBI ist die Zwischenlösung, also zwischen einer RSI und einer Wachintubation.
Wachintubation mit ketamin mono als nächstes Thema, @amerelman, ein paramedic aus Colorado, wo Intubation regelmäßig und erfolgreich vom Rettungsdienst durch geführt wird. #BigSick20 #TBS20 ^fl pic.twitter.com/2izq0xPrbE
— dasFOAM (@_dasFOAM) February 7, 2020
Indikationen für KOBI sind: schwierige anatomische und/oder physiologische Verhältnisse (Siehe TBS19 Tag 1: HOp Killers) für eine Intubation. Es ist ausdrücklich kein regulärer Ersatz für eine RSI! Andrew hat in einem Flussdiagramm schön dargestellt, wann KOBI anstatt einer RSI/DSI zum Einsatz kommen könnte, dieses findet ihr in seiner original KOBI open access Publikation hier.
KOBI besteht aus drei Schritten:
- Eine dissoziative Dosis Ketamin wird verabreicht
- Laryngoskopie, ggf. lokale Zerstäubung von Lidocain, während die Stimmritze schrittweise visualisiert wird
- Tube delivery
Die Vorteile liegen klar auf der Hand:
+ Patient*innen bleiben selbstständig am Atmen.
+ Wir nutzen Standartintubationstechniken: egal ob Videolaryngoskopie, Macintosh oder Millerspartel. Wir können das nutzten, mit dem wir vertraut sind. (Anm. Notfallintubationen sollten immer mithilfe von Videolaryngoskopie (Vgl. S1 Prähospitales Atemwegsmanagment) und ggf. Bougie erfolgen) Analog empfiehlt Andrew für KOBI ein Videolaryngoskop sowie Bougie zu nutzten. Falls ein hyperanguliertes Videolaryngoskop verfügbar sein sollte, kann dies hilfrein sein. Bei KOBI haben die Patient*innen noch Tonus im oberen Atemweg und somit bewegt sich auch noch die Glottis.
+ Stepback ist möglich: Felix hat vor geraumer Zeit von einem schwer dyspnoeischen, hoch instabilem Patienten mit voroperiertem Mundbodenkarzinom erzählt, prädiktiv eher ein schwieriger Atemweg. So entschied sich das Team für eine dissoziative Dosis Ketamin und wenige milligram Midazolam. Nachdem ein Stück Wurst im Hypopharynx visualisiert und entfernt werden konnte, bestand auch keine weitere Indikation mehr, denn Patienten zu intubieren. Das Video und mehr Infos dazu gibt es hier.
Jedoch gibt es ein paar mögliche Komplikationen, aber nichts, was wir nicht regeln könnten:
- Apnoe: Für schwierige Intubationsbedingungen immer ein Paralytikum sowie ein Front-of-Neck-Access (FONA) Kit bereit halten.
- Laryngospasmus: Präventiv das Ketamin langsam geben, sprich über 1-2 Minuten, dies sollte zusätzlich verhindern, das der Patient apnoeisch wird. Falls die Patient*in trotzdem einen Laryngospasmus entwickelt: Vorsichtig positive Druckbeatmung + Larson’s Manöver.
- Trismus: Ketamin nachspritzen, FONA Bereitschaft.
Aus Andrews Erfahrung sollte Ketamin-induzierte Hypersalivation primär kein Problem sein, und wenn, würde es eher später eintreten. Notfalls kann mit Anticholinergika eingegriffen werden.
Andrew hat für seinen Talk eine Seite mit weiteren Quellen und Links erstellt, diese könnt ihr hier finden.
Weiter ging es mit einem wirklich beeindruckendem Vortrag von Ben Mitchell, aufgrund der detaillierten Einsicht in das militärische Equipment und die Verfahren des Teams wurden wir gebeten, keine Fotoaufnahmen zu machen, deshalb wurde dieser Vortrag auch nicht gestreamt.
Hier ist etwas Ruhe eingekehrt: Ben Mitchell hat einen genialen Vortrag zu seinen Einsätzen mit dem Special Operations Surgical Team (SOST) gehalten: Beeindruckendste chir. Schwerstverletztenversorgung mit minimalem Equipment unter militär. Bedingungen. #BigSick20 ^ah
— dasFOAM (@_dasFOAM) February 7, 2020
Tag 3 - der Nachmittag
Eigentlich ist es schon eine Tradition: Am Freitagnachmittag gehts aufs Helipad von Air Zermatt. Dafür brauchten wir uns eigentlich auch nicht umziehen, denn bei The Big Sick sind Skihosen und warme Pullover der inoffizielle Dresscode. Vielen Dank an das Team von Air Zermatt für die Gastfreundschaft! Neben einem Einblick in das Equipment, welches Air Zermatt nutzt, wurde auch eine Longline rescue simuliert. Hier sind ein paar Eindrücke davon:
Big thanks to the organizing committee for a very nice #bigsick20 today’s demo at @airzermatt 🚁 pic.twitter.com/iTAV3Txcad
— Heleen Biersteker #kerstzonderpiek (@Stierbeker) February 7, 2020
At the end of @BigSick20 some nice demonstrations at @airzermatt helicopter base. Excellent conference about care of the sickest patients. #firsthours #criticalcare pic.twitter.com/0h0pF2g4Ke
— Pim de Ruijter (@PimdeRuijterNL) February 7, 2020
Day 3.
Putting it all together #BigSick20 #TBS20 pic.twitter.com/2f7uuBA2GO
— Mike Abernethy (@FLTDOC1) February 7, 2020
Das war’s mit The Big Sick 2020, little did we know what was to come. Eine fantastische Konferenz, die wirklich seines gleichen sucht! Nächstes Jahr wird The Big Sick ausfallen, wir hoffen sehr, das es 2022 weitergeht!
On my way back home from #bigsick20 @BigSick20. Wgat a great experience, thanks to all of you who made this possible!
Looking forward to next year already.— Anästhet (@Anaesthet1) February 8, 2020
Goodbye, beautiful Zermatt, I had an incredible week at #BigSick20 with great talks and so many inspiring people. Hope I‘ll see you all at #BigSick21 ! 🙂 pic.twitter.com/q7Kv0KnMLU
— Aurelia Hübner DFTT (@a_hueb) February 9, 2020
Reviewing my notes after @BigSick20 in #Zermatt
Amazing time
meeting friends,
making new ones,
learning about life's troubles,
- and how to treat them (during workshops and around the bar 😉A highlight of my year.
Heavy head, happy heart.Thank you all #TBS20 ❤️
— Tatjana Dill (@inspiro_expiro) February 9, 2020
It has been a blast @BigSick20! A massive thank you to the organisers and everyone who made this conference to something that can’t be described in words! You guys rock! pic.twitter.com/fEJ1aBSdOq
— Luca Ünlü (@Luca_Uenlue) February 7, 2020
Wie immer gilt: Der Einzelfall entscheidet. Der Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit und die genannten Empfehlungen sind ohne Gewähr. Die Verantwortung liegt bei den Behandelnden. Der Text stellt die Position des Autors dar und nicht unbedingt die etablierte Meinung und/oder Meinung von dasFOAM.