Die Kollegen von Don’t forget the bubbles haben endlich eine brennende Frage der Pädiatrie beantwortet (und die “netten” Kollegen von news-papers.eu haben unseren Plan, zu Weihnachten über PARACHUTE zu schreiben vernichtet….). Auch wenn wir schon einiges über die Passage von Münzen bei Kindern wissen, und dass insbesondere Batterien ein Problem darstellen, stellt sich gerade an Weihnachten die Frage, was eigentlich mit verschluckten Legos (oder vermutlich auch Teilen von anderem Kinderspielzeug) passiert.
Sechs erwachsene, pädiatrische Notfallmediziner haben im Sinne der Wissenschaft und des Erkenntnisgewinnes jeweils einen Lego-Figuren-Kopf geschluckt und die Passage beobachtet. Um genau zu sein, war ihre Fragestellung:
Wie lange braucht ein Fremdkörper aus Plastik um einmal durch den kompletten Gastrointestinaltrakt durch zu kommen?
Studiendesign
Bei einer sample size von n=6 kann man durchaus davon ausgehen, dass der Studie etwas die Power fehlt. Allerdings muss man auch berücksichtigen, dass als Probanden relativ große Kinder verwendet wurden. Nämlich alle miteinander volljährig. Und mit fertiger Berufsausbildung. Quasi Surrogat-Kinder.
Gearbeitet wurde mit zwei unterschiedlichen Scores, dem FART-Score und dem SHAT-Score. Der erste steht für die Found-And-Retrieval-Time (Zeit bis zur Bergung des Spielzeuges) und damit die Dauer bis zur Wiederauferstehung des verloren Gegangenen.
FART-Score = t(Bergung) in h/24h
Der zweite Score befasst sich mit Stool-Hardness-And-Transit (also Stuhl - Konsistenz und Transit) und berechnet sich aus der Summe der Punkte aus der Bristol Stuhl Skala über den Zeitraum der Untersuchung geteilt durch die Anzahl der Tage im Untersuchungsraum. Das ergibt für den preSHAT-Score (da haben es alle 3 Tage lang beobachtet):
preSHAT-Score: ∑ (Punkte )/3
Die wissenschaftlich extrem wichtige Frage, die beantwortet werden sollte, ist: Ist der Stuhlgang vorher und hinterher genau gleich Scheisse.
Der eigentlich Shat Score - preSHAT war quasi nur die baseline - wurde dann über die Summe der Bristol-Stuhl-Skala-Punkte dividiert durch den Zeitraum bis zur Wiederentdeckung berechnet.
∑ (Punkte )/FART-Score
Nachdem die Scores definiert sind, sollten wir einen Blick auf das Studiendesign bzw. den Ablauf werfen:
Nach einer Baseline-Beobachtung von drei Tagen (genau, der preSHAT-Score) haben die Kollegen morgens zwischen 7 und 9 Uhr die Lego-Köpfe zu sich genommen, wobei sie darauf geachtet haben, dass keine/r der Probanden Nachtdienst hatte. Die zeitähnliche Einnahme sollte den Einfluss der zirkadianen Rhythmik minimieren.
Ergebnis
Die im Mittel 36 Jahre alten Kollegen und Kolleginnen (3 + 3) konnten in 5 von 6 Fällen den Legokopf wieder auftreiben, ein männlicher Teilnehmer sucht bis heute danach. (In der Studie haben sie zwei Wochen nachbeobachtet, aber Twitter wäre explodiert, wenn er seinen Lego-Kopf wieder gefunden hätte.)
Bei allen Kollegen (zumindest sofern sie ihn wieder gefunden haben) hat es im Durchschnitt 2 Tage gedauert, bis das corpus delicti wieder erschienen ist. Negative Effekte auf die Probanden gab es keine (sofern man den Verlust eines Kopfes in einem Körper nicht mit zählt). Auch die Stuhlkonsistenzen im preSHAT- und SHAT- Score haben sich nicht verändert.
Diskussion
Letztendlich hilft die Studie uns nur begrenzt weiter, aber ist natürlich ein schöner Aufhänger in der kurzlebigen Twitter-Welt. Schon vorher wussten wir, dass die üblichen Spielsachen auf natürlichem Wege wieder zu Tage kommen. Oder eben auch nicht. Wenn es ein promovierter und habilitierter, professioneller Stuhluntersucher nicht schafft das Ding wieder auf zu treiben, dann wird es Pflegekräften und Eltern viel weniger gelingen. Aber muss ja auch nicht.
Quellen:
https://www.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/jpc.14309
https://dontforgetthebubbles.com/dont-forget-the-lego/ (und die weiterführenden Links im Artikel)